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Critique de peterhauff


Je l'ai lu en francais, mais ma critique sur LA MUJER DE WAKEFIELD est en allemand :

Odysseus, Don Quichotte, Hamlet, Robinson Crusoe : Die Liste ist lang. Klassische Helden lassen nach ihrem Aufbruch oder Absprung meist Frauen zurück, die eine Schattenrolle fristen.

Wer bleibt da zu Hause, was treibt und fühlt die da Verlassene eigentlich? Dieser Frage stellt sich @eduardoberti_ s Roman „Madame Wakefield“.

Mit einer Geschichte aus dem London vor 1830, zu Beginn unseres Industrie-Zeitalters, schreibt Berti einen Klassiker um: WAKEFIELD von Nathaniel Hawthorne, den Borges einst Kafka gleich stellte. Wakefield ist ein unpolitischer Anti-Held, lebt ohne finanzielle Sorgen in kinderloser Ehe. Bis er eines Tages mitteilt, er verreise. Wohin, bleibt ungesagt.

Ein paar Tage vergehen, dann Wochen; am Ende 20 Jahre. Wakefields Frau entdeckt ihn irgendwann in der Menge, verfolgt ihn heimlich durch die City und findet heraus: Wakefield lebt ein neues Leben, mit falschen roten Haaren und allein, nur wenige Straßen vom alten Haus entfernt.

Mrs. Wakefield versucht, das Verschwinden zu ignorieren. Langsam lernt sie, ihre Tage und das Leben neu abzustecken. Sie besucht ihre Schwester, bleibt autonom im Schutze der Anonymität Londons: Inmitten sozialer Umbrüche, als Arbeiter Maschinen zerstören, Macht neu verteilt wird, wartet sie. Sie schafft es, die Lücke auszublenden, ersetzt Gefühle durch Geduld und Verstand.

Diese Perspektive bekommt der postmodernen Neuerzählung eines „Klassikers“ erstaunlich gut. Eduardo Berti gelingt es, Hawthornes nur angedeutete Story in flüssige Handlung zu gießen, ein polyphones Drehbuch mit mehr als zwanzig Personen.

Das Porträt der ratlosen Frau, die lieber nachdenkt, als Urteile auszusprechen, wird autofiktional aufgelockert: Oft wendet sich der Erzähler an seinen "werten Leser". Nichts steht fest. Viel in Frage.

Literarische Anspielungen (wie das hier wiedergegebene Borges-Zitat über eine fiktive Nacherzählung des "Don Quichotte") muss man nicht im Detail erkennen, um den hier wirkenden Humor zu verstehen.

Im letzten Viertel des Romans überschlagen sich die Ereignisse, der Spannungsbogen ist perfekt. Unfassbar, dass es noch kein Verlag geschafft hat, diesen Autor auf Deutsch zu drucken.
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